Eine zentrale und automatische Belüftung hat in Deutschland noch immer nicht den besten Ruf. Oft angeführte Argument gegen eine solche Anlage sind die dadurch sehr trockene Luft, das schlechte Klima, Zug in Wohnräumen oder ähnliches.
Doch was davon ist in der Realität überhaupt so und was bedeutet das für
mich?
Aus inzwischen über 12 Jahren eigener praktischer Erfahrung mit einer Belüftungsanlage in Erdgeschoss und Obergeschoss möchten wir hier gerne unsere Erfahrungen teilen. Und vorweg nehmen können wir: Nie wieder ohne!

Wie funktioniert ein solches System eigentlich? Frische Luft wird von außen angesaugt. Wenn gewünscht erhält ein Wärmetauscher in der Lüftungsanlage in etwa die Temperatur, welche auch wieder nach außen ausgestoßen wird. Das ist gerade in den „extremen“ Jahreszeiten sehr praktisch, da die Heizwärme im Winter schließlich nicht nach draußen gelüftet werden soll oder im Hochsommer die Wärme besser draußen bleibt. In der Praxis verschlechtert sich trotz Wärmetauscher die Temperatur um etwa 3-4 °C zum „Schlechteren“. Ist dieser Effekt nicht gewünscht, so lässt sich der Wärmetauscher mit einem Bypass umgehen. Es kann eingestellt werden, wann dies gewünscht ist. Zur Anwendung kommt dieser Wunsch zum Beispiel im Hochsommer, wenn Nachts die Temperatur unter die Raumtemperatur gefallen ist und man das Haus damit etwas kühlen möchte.
Zurück zum Funktionsprinzip: Die frische Luft wird in den Wohn- und Schlafräumen ausgestoßen und in den Arbeitsräumen (wie Küche, Bad, Treppenhaus) wieder abgesaugt. Dadurch entsteht eine gewollte Zirkulation der Raumluft ohne unangenehme Gerüche im Haus zu verteilen. Dies entbindet einen vom zeitintensiven und häufig leider auch falschen Lüften, garantiert immer frische Luft und verhindert effektiv Schimmelbildung.
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein für eine Lüftungsanlage?
Der nachträgliche Einbau in eine Immobilie ist zwar nicht unmöglich, jedoch sicher aufwändig, da die Lüftungsrohre mit einem Durchmesser von etwa 8-10cm am besten unter dem Estrich und in den Decken verlegt werden, was in einem Rohbau deutlich einfacher geht. Alternativ können die Lüftungsrohre auch aufputz verlegt werden, aber dies ist meist nicht die ästhetischste Lösung.
Kommen wir zu den Vorurteilen:
Ein gewisser Zug ist beabsichtigt. Dazu werden die Türen unten sogar etwas gekürzt (etwa 2cm Platz zum Boden). Spürbar ist dieser Luftzug bei passend dimensionierter Lüftungsanlage aber lediglich direkt über den Luftauslässen im Boden.
Eine trockene Luft kommt mit der Lüftungsanlage, das lässt sich nicht leugnen. Bei uns pendelt sich die relative Luftfeuchte bei etwa 45% ein. Die Raumluft wird bei uns rechnerisch alle 4 Stunden komplett ausgetauscht. Wer diesbezüglich empfindlicher ist kann mit einigen Zimmerpflanzen und Luftbefeuchtern die Luftfeuchte etwas anheben. Uns störte diese bisher jedoch noch nicht. Für spröde Lippen oder gar Halskratzen ist die Luftfeuchte noch nicht gering genug.
Akustisch ist die Lüftungsanlage in unserem Heizungsraum deutlich hörbar, jedoch bei geschlossener Tür des Heizungsraum nur dort hörbar. In den Wohnräumen kann die Lüftung an den Auslässen nur bei absoluter Stille wahrgenommen werden.
Für all diejenigen, die jetzt auf den Geschmack gekommen sind, aber verständlicherweise keine Lust haben in einen Bestandsbau überall Rohre nachzurüsten:
Wir haben in unserem Keller nachträglich Arbeitsräume und ein Bad eingebaut. Da sollte natürlich auch gelüftet werden (gerade im Bad). Aber eine Erweiterung der bestehenden Lüftungsanlage auf ein zusätzliches Stockwerk war nicht möglich. Die Lösung bestand aus zwei sogenannten dezentralen Lüftungsanlagen. Eine solche ist dafür da einen einzelnen Raum zu belüften. Durch ein Loch in der Wand wird über den Lüftungseinsatz die Luft angesaugt und wieder ausgeblasen. Selbstverständlich gibt es auch hier wieder die Möglichkeit dies um einen Wärmetauscher zu ergänzen oder sich für nur Absaugen oder nur Einblasen zu entscheiden.
Fazit:
In jedem Fall ist eine Lüftungsanlage eine gute Investition in Komfort, Bequemlichkeit und Lebensqualität. Gerne können wir in einem persönlichen Gespräch vor Ort die individuellen Gegebenheiten besprechen und aufnehmen und im Anschluss eine zielgerichtete Lösung empfehlen.